Was beschäftigt dich?

Ist deine Mutter oft ungewohnt anders, müde oder niedergeschlagen?
Ist dein Vater seit längerem ungeduldig und gereizt und brüllt dich bei jeder Kleinigkeit an? Trinkt deine Mutter viel Alkohol? Ist dein Vater sensibler als sonst und kann alltägliche Aufgaben fast nicht bewältigen?
Musst du deswegen besonders viel im Haushalt helfen oder fühlst dich alleine für deine Geschwister verantwortlich?

Es kann sein, dass deine Mutter oder dein Vater an einer psychischen Erkrankung leidet. Das kann zu schwierigen Situationen in deiner Familie führen, weil die erkrankte Person ihre Gefühle und auch ihr Verhalten oft nicht mehr kontrollieren kann. Betroffene Eltern leiden sehr.
Und du leidest bestimmt mit. Falls das ganz schlimm ist, raten wir dir, professionelle Hilfe aufzusuchen.

Du bist nicht allein in dieser Situtaion. Viele Kinder und Jugendliche erleben Ähnliches wie du. Wir zeigen dir Fragen, die sie uns häufig stellen und unsere Antworten dazu.

Es ist schwierig zu beurteilen, ob und ab wann eine Person psychisch krank ist. Wir alle fühlen uns ab und zu traurig, ängstlich, gereizt oder unkonzentriert. Doch belastende Gefühle allein sind noch kein Zeichen für eine Erkrankung. Sehr oft gelingt es uns Menschen nämlich, Trauer, Stress und Krisen zu bewältigen ohne krank zu werden. Erst wenn wir dies nicht mehr können und die Bewältigung über längere Zeit nicht gelingt, kann es zu einer Erkrankung kommen. Das zeigt sich dann ganz unterschiedlich. Manche Menschen sind die ganze Zeit energielos und bedrückt. Andere brausen schnell auf, sind ungeduldig und gereizt, nehmen alles persönlich. Oder sie schlafen sehr schlecht, klagen über körperliche Schmerzen, die keine klare Ursache haben oder wirken oft abwesend und reagieren nicht oder verzögert, wenn jemand mit ihnen spricht. Psychische Erkrankungen haben ganz viele Gesichter. Nur ein gut ausgebildeter Psychotherapeut oder eine Psychiaterin kann feststellen, ob jemand psychisch krank ist.

In unseren Videos erklären wir dir die sieben häufigsten psychischen Erkrankungen.
Zudem haben wir Bücher für dich zusammengestellt, in denen es um psychische Krankheiten von Eltern geht.

Es ist oft nicht klar, weshalb wir Menschen psychische Probleme haben, denn wir fühlen uns aus ganz verschiedenen Gründen unterschiedlich stark psychisch belastet. Psychisch krank werden kann aber jede und jeder, und oft gibt es dafür nicht nur einen Grund.
Unsere psychische Gesundheit wird häufig von mehreren Dingen gleichzeitig beeinflusst, zum Beispiel von unserem Selbstvertrauen oder von unserer Fähigkeit, schwierige Situationen zu ertragen. Doch auch unsere momentane Lebenssituation, unsere Beziehungen und auch unsere biologische Veranlagung können unsere psychische Gesundheit beeinflussen.
Auslöser für eine psychische Erkrankung können zum Beispiel sein:

  • Deine Mutter muss gleichzeitig zu viele Sorgen, Unsicherheiten, Aufgaben oder Probleme bewältigen, so dass ihr alles zuviel wird.
  • Dein Vater hat seine Arbeitsstelle verloren oder hat in letzter Zeit besonders viel Stress im Job.
  • Deine Mutter hat etwas Schlimmes erlebt, etwa Krieg, einen Unfall oder Gewalt. Manchmal liegen solche belastenden Erlebnisse näher, manchmal weiter zurück.
  • Dein Vater hat einen nahestehenden Menschen verloren.
  • Deine Eltern haben sich getrennt.

Warum deine Mutter oder dein Vater psychisch krank ist, kann dir keine Website sagen. Mithilfe von Menschen, die dafür ausgebildet sind, kann deine Mutter oder dein Vater aber herausfinden, woran es liegen könnte und so Schritt für Schritt auch dafür sorgen, dass es wieder besser wird.

Nein – es ist ganz bestimmt nicht deine Schuld! Genauso wie du nicht beeinflussen kannst, ob deine Eltern an einer Grippe erkranken, kannst du nicht darauf einwirken, ob sie psychisch erkranken. Leider kannst du auch nicht viel dazu beitragen, dass deine Mutter oder dein Vater wieder gesund wird. Das können in der Regel nur Menschen, die eine Ausbildung dafür haben. Darum ist es wichtig, dass deine Mutter oder dein Vater behandelt wird. Bei einem Beinbruch gehen wir ja auch zum Arzt. Das sollte man auch, wenn man psychisch krank ist. Natürlich hilft es deinen Eltern, wenn sie Unterstützung im Alltag bekommen. Du darfst mithelfen, solltest aber unbedingt aufpassen, dass du weiterhin Zeit für dich und deine Freunde und Hobbies hast. Lass die Erwachsenen sich um das Problem kümmern. Das ist nicht deine Aufgabe. Wichtig ist, dass es dir weiterhin möglichst gut geht. Wie du selbst etwas dafür tun kannst, zeigen wir dir mit unseren 10 Tipps für deine Gesundheit.

Psychische Erkrankungen sind behandelbar und oft auch heilbar. So unterschiedlich die Gründe für eine psychische Krankheit sind, so unterschiedlich sind auch die Heilungswege. Einige Menschen leiden nur einmal in ihrem Leben an einer schweren psychischen Belastung. Andere Betroffene werden immer wieder von der Krankheit eingeholt. Nicht selten lernen sie mit ihrer Krankheit umzugehen, und es gelingt ihnen trotz ihres erhöhten Risikos, zukünftige Herausforderungen zu bewältigen, ohne wieder psychisch zu erkranken.
Was deiner Mutter oder deinem Vater hilft, um wieder gesund zu werden, muss sie oder er selbst herausfinden – am besten zusammen mit einer Fachperson, die eine entsprechende Ausbildung hat (Psychotherapeut:in, Psychiater:in). Helfen können Verhaltensänderungen, Gesprächstherapien oder Medikamente. Grundsätzlich gilt: Je früher eine psychische Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto grösser ist die Chance, dass die Behandlung erfolgreich ist.
Du selbst kannst deine Eltern nicht heilen. Aber meist ist es hilfreich, wenn ihr miteinander über die Krankheit und eure Gefühle sprecht, damit ihr euch besser versteht und gemeinsam Lösungswege für die schwierigen Situationen finden könnt.

Nur weil deine Mutter oder dein Vater unter psychischen Belastungen leidet, geht es dir nicht genauso. Dass deine Mutter oder dein Vater psychisch krank ist, kann viele verschiedene Gründe haben und hängt von unterschiedlichen Dingen ab, etwa von ihren persönlichen Erfahrungen. Du selbst machst andere Erfahrungen als deine Eltern und erlebst das Leben anders, deshalb wirst du auch nicht unbedingt dieselben psychischen Reaktionen wie deine Eltern erleben. Trotzdem haben Kinder und Jugendliche mit psychisch belasteten Eltern ein grösseres Risiko, selbst zu erkranken. Darum ist es besonders wichtig, dass du dich auf dieser Website gut informierst, und dass du mit anderen Menschen über dieses Thema sprichst.
Wenn du wirklich besorgt bist, dass du Dinge genauso erlebst wie deine erkrankte Mutter oder dein Vater, ähnliche Anzeichen bei dir feststellst oder nicht mehr zurechtkommst, dann solltest du dir Hilfe holen.

Es ist normal, dass Eltern mal die Geduld verlieren oder sich nicht mehr zu helfen wissen. Dann kann es vorkommen, dass sie laut werden oder sich mit einer Strafe behelfen. Das ist zwar nicht gut, aber Eltern sind auch nur Menschen und machen Fehler.
Was aber bestimmt ganz und gar nicht in Ordnung ist, ist, wenn du geschlagen wirst oder deine Eltern dich sehr oft anschreien oder bestrafen. Das nennt man häusliche Gewalt. Das tut dir nicht gut und das musst du nicht aushalten. Hol dir in einer solchen Situation Hilfe, indem du dich beispielsweise deiner Klassenlehrerin oder dem Schulsoziarbeiter anvertraust. Sie können dir weiterhelfen und aufzeigen, wohin du dich bei häuslicher Gewalt wenden kannst.
Wenn deine Mutter oder dein Vater dich körperlich angreift, renn zu einem Nachbarn und ruf die Polizei an (Telefon 117).

Am besten verhältst du dich weiterhin ganz natürlich. Wenn dich Verhaltensweisen oder Äusserungen deiner Mutter oder deines Vaters sehr irritieren oder belasten, sprichst du das am besten an. Wenn du das Gefühl hast, ihr oder ihm das nicht direkt sagen zu können, erzähl es einer anderen erwachsenen Person, der du vertraust. Diese kann dir möglicherweise Tipps geben oder sie spricht mit deiner Mutter oder deinem Vater.

Oft können Eltern, die psychisch krank sind, vorübergehend nicht mehr so gut für ihre Kinder da sein, wie sie dies gerne würden. Manchen ist das gar nicht so richtig bewusst und so leiden die Kinder darunter, dass die Mutter oder der Vater nicht mehr so zuverlässig für sie da sind. Wenn das bei dir der Fall ist, solltest du das unbedingt ansprechen. Entweder du sprichst deine Eltern direkt darauf an oder du erzählst es einem anderen Erwachsenen, zum Beispiel deiner Lehrerin oder dem Schulsozialarbeiter.

Du bist nicht dafür verantwortlich, dass deine Mutter oder dein Vater wieder gesund wird. Dafür sind alleine sie verantwortlich. Dich macht es wahrscheinlich traurig und hilflos, wenn sie oder er sich weigert, Hilfe zu erhalten. Hast du das schon einmal gesagt? Vielleicht nimmt deine Mutter oder dein Vater ja Hilfe an, wenn sie merken, wie belastend das Ganze für dich ist.
Wenn du dir Sorgen machst, dass deine Mutter oder dein Vater sich selber oder jemand anderem ein Leid antun wird, solltest du das unbedingt einer erwachsenen Person sagen. Vielleicht deinen Grosseltern oder deinem Gotti, deinem Lehrer oder der Schulsozialarbeiterin.
Du darfst dich auch jederzeit an uns wenden mit deinen Fragen.

Wenn deine Mutter oder dein Vater ganz klar äussert, dass sie oder er sich das Leben nehmen will, solltest du Hilfe holen. Ruf die Polizei an (117), wenn du glaubst, dass sie oder er dabei ist, sich etwas anzutun. Wenn es nicht ganz so akut ist, sprichst du am besten mit einer erwachsenen Person darüber. Das kann deine Grossmutter sein, dein Götti, deine Lehrerin oder sonst jemand, dem du vertraust. Diese Person kann dann auf deine Mutter oder deinen Vater zugehen und besprechen, wie ihr oder ihm in dieser Situation geholfen werden kann und wie du entlastet wirst.
In unseren kurzen Videos zu diesem Thema berichten andere Jugendliche, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind.

Du kannst dich jederzeit an uns wenden, wenn du in deiner Situation Hilfe brauchst.

Auch dein Lehrer oder die Schulsozialarbeiterin können dich unterstützen. Mit ihnen kannst du über deine Situation daheim sprechen und sie können dir aufzeigen, wo du in der Nähe professionelle Hilfe bekommst. Oder du vertraust dich einer anderen erwachsenen Person an, der du vertraust.
Du kannst auch mit unserem Suchtool nach Fachstellen in deiner Nähre suchen, an die du dich wenden kannst.
Wenn die Not ganz gross ist und du grosse Angst hast, dass deine Mutter oder dein Vater sich selbst oder jemand anderem unmittelbar etwas antun wird, rufe unbedingt die Polizei an (117).