Wenn Ihre Partnerin oder Ihr Partner psychische Probleme hat, kann es passieren, dass Sie zum Co-Patienten werden und – nach dem Motto „Dein Leid ist mein Leid“ – die Krankheit erleben, als wäre sie Ihre eigene. Sie helfen Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner jedoch mehr, wenn Sie sich von der Krankheit abgrenzen, bei sich bleiben und die Verantwortung für die Krankheit und die Genesung beim anderen lassen. Das bedeutet nicht, dass Sie nicht helfen können. Sie können sogar sehr viel dafür tun, um Ihre Partnerin oder Ihren Partner zu entlasten.
Nehmen Sie die Gefühle, Ängste und Sorgen ernst, spielen Sie sie nicht herunter. Für Ihre Partnerin oder Ihren Partner sind sie real und bedrückend.
Sprechen Sie über die Erkrankung, die Krankheitssymptome und die damit verbundenen Beeinträchtigungen für die ganze Familie, insbesondere auch für die Kinder. Fassen Sie Mut, feinfühlig und dennoch ehrlich auszusprechen, welche konkreten Herausforderungen es zu lösen gilt. Lassen Sie es nicht zu, dass die Probleme ein Tabuthema sind in Ihrer Familie.
Schlagen Sie auch vor, gemeinsam mit den Kindern darüber zu sprechen. Es gibt gute Bilderbücher zum Thema. Für ältere Kinder und Jugendliche eigenen sich unsere edukativen Kurzfilme gut als Hilfsmittel beim Erklären.
Überlegen Sie sich zusammen, wie Sie die Haushalts- und Routinetätigkeiten in dieser schwierigen Situation bewältigen wollen. Wer übernimmt was? Achten Sie darauf, dass Sie und die Kinder sich nicht zu viel aufbürden. Möglicherweise kann ja auch eine externe Haushaltshilfe beigezogen werden (dies wird manchmal auch von der Krankenkasse finanziert) oder Sie können jemanden in der Verwandt- oder Nachbarschaft oder Freunde um Unterstützung bitten.
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Partnerin oder Ihr Partner genügend Zeit für Dinge hat, die ihr oder ihm guttun – Freunde treffen, Hobbies nachgehen, sich entspannen – sofern dies mit der psychischen Belastung momentan noch möglich ist.
Bei allem, was Sie für Ihre Partnerin oder Ihren Partner tun, sollten Sie sich selbst nicht vergessen. Partner psychisch erkrankter Menschen neigen dazu, mit der Erkrankung des Partners zu verschmelzen und eine Rolle als Retter:in einzunehmen. In dieser Rolle wird versucht, der betroffenen Person alles abzunehmen, sie vor Problemen und der entstandenen neuen Realität zu schützen. Mit einem solchen Verhalten helfen Sie aber nicht. Im Gegenteil: Es kann sein, dass sich die Krankheit noch verstärkt, wenn die betroffene Person keine Verantwortung mehr übernimmt und sich in eine vollkommene Abhängigkeit von Ihnen begibt.
Zudem hilft es niemandem in der Familie, wenn Sie sich und Ihr eigenes Wohlbefinden nicht mehr wichtig nehmen. Sie sind nicht egoistisch, wenn Sie signalisieren, wo Ihre eigenen Grenzen sind und was Sie brauchen. Sprechen Sie offen darüber, wie es Ihnen geht, Zeigen Sie auf, womit Sie überfordert sind. Und fordern Sie klar ein, dass sich etwas verändert, dass die Partnerin oder der Partner etwas gegen das Leiden tut.
Sollte sich Ihre Partnerin oder Ihr Partner weigern, sich auf die unumgängliche Auseinandersetzung einzulassen und etwas zu unternehmen, holen Sie sich selber Hilfe. Schauen Sie zuallererst für Ihr eigenes Wohlbefinden und dasjenige Ihrer Kinder. Sie tun sich und Ihren Kindern einen grossen Gefallen damit.